Ich lese - wohl wegen dem Repeal des kompletten Asbest Bans von Trump - momentan viel zu viel kompletten Mumpitz zu Asbest in meiner Timeline. Dröseln wir mal ein paar Sachen auf:
Natürliches Asbestgebirge in Kalifornien, Riverside County
a) Worum es aktuell geht
Bei dieser aktuellen Sache geht es NICHT um Asbest als Baustoff wie es vielen bekannt ist. Es geht vor allem um Asbest als Trennelement in einigen Nischenanwendungen von elektrolytischen Zellen in der Chemieindustrie. Asbest ist da durch seine hohe Temperaturfestigkeit und weil es mit den betreffenden Chemikalien nicht reagiert prima geeignet.
b) Die eigentliche Gefahr durch Asbest
Kommen wir zum eigentlichen Punkt: der Gefahr durch Asbest.
Ersteinmal ist Asbest nicht ein Stoff, sondern ein Sammelbegriff für natürlich vorkommende Fasern aus Silikatmineralien.
Entgegen landläufiger Meinung ist keiner dieser Stoffe an sich giftig. Gar nicht.
Die Schadwirkung kommt vollständig aus den rein physikalischen Eigenschaften. Oder anders ausgedrückt: wenn man sich abertausende winzige Nadeln in die Lunge zieht ist das total überraschenderweise nicht gesund.
c) Pauschale Verbote sind emotional getrieben
Pauschale Asbestverbote sind emotional getrieben, nicht sachlich. Es erinnert ein wenig an den Atomausstieg: nur weil ein russischer RBMK einem falsch betrieben um die Ohren fliegt macht es nicht Kerntechnik als Ganzes unsicher.
In der Vergangenheit wurde teilweise EXTREM unsachtsam mit Asbest umgegangen: mit der Flex auf der Baustelle zuschneiden, Verwendung als Kunstschnee (z.B. in Filmen wie Wizard of Oz, teils aber auch einfach als Weihnachtsdekoration). In Folge haben sich sehr viele Menschen sehr viele kleine Nadeln in die Lunge gezogen und dann in den folgenden Dekaden erhebliche gesundheitliche Probleme bekommen. Dumme Idee.
Asbest so verwendet, dass er nicht als frei fliegende Faser in die Atemluft kommt ist absolut harmlos. Das ist bei der konkreten Anwendung z.B. in elektrolytischen Zellen der Fall, aber tatsächlich auch im Baustoffbereich wenn er in Kunstharz oder Zement gebunden ist. Hier ist die Gefahr erst beim unachtsamen Abbruch mit Brecheisen und Säge.
d) Das Problem mit Ersatzstoffen
Wir haben keinen vollwertigen Ersatz und können auch keinen Ersatz haben. Da die Schadwirkung ja eben nicht chemisch ist sondern aus der Struktur der Fasern herrührt hat letztlich jedes Fasermaterial mit ähnlichen Eigenschaften auch ähnliche Probleme. Insbesondere wenn man sehr hochtemperaturfeste Fasern braucht kommen "weiche" Fasermaterialien halt nicht in Frage.
Fazit
In Summe bin ich der Auffassung, dass wir aufhören sollten Asbest pauschal zu verteufeln, aber eben auch nicht so arglos wie in der Vergangenheit damit umgehen. Wir brauchen einfach gesunden Sachverstand bei der Anwendung.
(Ok, bisschen viel verlangt vermutlich).