Patente sind Raub - und haben mit freier Marktwirtschaft nichts gemein.
Immer wenn negative Auswirkungen des Patent(un)wesens sichtbar werden wird aus linker Ecke auf "den Kapitalismus" geschimpft.
Hier eine Betrachtung aus liberal-naturrechtlicher Perspektive.
Missverständnisse über "geistiges Eigentum"
Leider gibt es auch im liberalen Lager häufige Missverständnisse über Patente (und anderes "geistiges Eigentum").
Gehen wir doch einmal auf null zurück: Was ist Eigentum? Warum ist Eigentum aus liberaler Sicht wichtig?
Ein Gedankenexperiment: Crusoe Economics
Zwei Schiffbrüchige Bob und Alice stranden gegenüberliegend auf einer einsamen kargen Insel und wissen jeweils nichts voneinander. Um nach Verbrauch der Vorräte nicht zu verhungern fangen beide mit Landwirtschaft an und dehnen ihre Felder immer weiter aus.
Als sie sich nach einiger Zeit in der Mitte treffen hat Bob immer noch Versorgungsschwierigkeiten. Alice hat jedoch zwischenzeitlich ein Bewässerungssystem entwickelt und kommt mit ihren Äckern passabel aber nicht übermäßig aus.
Bobs Optionen
Um seine Versorgungslage zu verbessern hat Bob jetzt verschiedene Möglichkeiten:
- Er nutzt Land das vorher Alice bestellt hat
- Er nimmt Alice fertige Erzeugnisse weg
- Er kopiert Alice Bewässerungssystem
Option 1 & 2: Offensichtlicher Konflikt
Im Fall von 1. und 2. ist der Konflikt mit Alice offensichtlich. Land und Feldfrüchte sind knappe Güter.
Die liberale Lösung für diesen Konflikt ist Eigentum.
Bob und Alice sind jeweils Eigentümer des Landes das sie zuerst bestellt haben durch "homesteading". (Die genauen Bedingungen für Homesteading unterscheiden sich je nach liberalem Autor, hier aber irrelevant.)
Das Eigentum an den darauf angebauten Feldfrüchten folgt liberal aus dem Eigentum am Land (nach Objektivismus auch aus dem Arbeitseinsatz...).
Wenn Bob sich also Ackerland oder Feldfrüchte von Alice mit Gewalt aneignet und damit ihr Eigentum verletzt ist das Raub.
Option 3: Kopieren der Bewässerungstechnik
Wählt Bob hingegen die dritte Option und wendet die von Alice entwickelte Bewässerungstechnik ebenfalls an kann er seine Versorgungslage verbessern ohne Alice zu schaden.
Sie kann ohne jeden Nachteil so weiter machen wie bisher.
Alice könnte sich nun ärgern, dass sie an dem Bewässerungssystem lange getüftelt hat und Bob es einfach ohne eigenes Denken nachbaut. Um ihn davon abzuhalten müsste sie ihn aber daran hindern mit seinen Händen auf seinem Acker etwas zu bauen.
Offensichtlich ein Eingriff in die Eigentumsrechte von Bob.
Was sind Patente wirklich?
Nichts anderes sind Patente: ein Verbot für andere Marktteilnehmer ihre eigenen Ressourcen technisch frei zu verwerten.
Patente (und anderes "geistiges Eigentum") haben absolut garnichts mit dem liberalen Konzept von Eigentum zu tun.
Fazit
Aus liberal-naturrechtlicher Perspektive sind Patente eine Verletzung von Eigentumsrechten, nicht deren Schutz. Sie hindern Menschen daran, ihr eigenes Eigentum - ihre Hände, ihr Land, ihre Materialien - frei zu nutzen.
Der Konflikt entsteht hier nicht aus der Knappheit von Ressourcen, sondern wird künstlich durch staatlichen Zwang geschaffen. Das ist das Gegenteil von freier Marktwirtschaft.
Hinweis: Die utilitaristischen Argumente à la "wer sollte denn forschen wenn es jeder nachbauen kann" werde ich in einem zukünftigen Beitrag aufgreifen.